Rückblick auf unser #galwue21-Blogprojekt
In unserem #galwue21-Blogprojekt haben wir Ihnen die bunte Vielfalt der Angewandten Linguistik gezeigt! Dazu gaben wir Antworten auf die Frage: Was machen Angewandte Linguistinnen und Linguisten eigentlich?
Unser #galwue21-Blogprojekt neigt sich dem Ende zu. 15 Blogbeiträge haben wir in den letzten Wochen veröffentlicht. Mit dem heutigen Blogbeitrag Nummer 16 lassen wir sie noch einmal Revue passieren. Und nebenbei erfahren Sie natürlich auch, ob Sie beim Abschlussquiz in der letzten Woche eigentlich richtig lagen. Viel Spaß!
Was ist Angewandte Linguistik?
Angewandte Linguistik interessiert sich für Kommunikationsprozesse im lebensweltlichen Alltag und in beruflichen Zusammenhängen. Auf der Basis sprachwissenschaftlicher Expertise sucht Lösungen für Real World Problems. Dazu greift sie auf Erkenntnisse und Methoden aller sprachwissenschaftlicher Teildisziplinen zurück – zum Beispiel der Phonetik, der Lexikologie oder der Korpuslinguistik. Damit ist die Angewandte Linguistik selbst keine weitere Teildisziplin der Sprachwissenschaft, sondern vielmehr eine sprachwissenschaftliche Forschungspraxis.
Angewandte Linguistinnen und Linguisten suchen in ganz verschiedenen Themenbereichen, mit ganz verschiedenen Fragestellungen, Methoden und Untersuchungszuschnitten solche Real World Solutions. Das macht es fast unmöglich, die Projekte eindeutig verschiedenen Forschungsbereichen zuzuordnen. Deshalb sind wir anders an die Sache herangegangen. Wir haben uns gefragt: Welche Tätigkeiten üben Angewandte Linguistinnen und Linguisten eigentlich aus?
Wir haben sechs Tätigkeitsfelder voneinander unterschieden.
Angewandte Linguistinnen und Linguisten lehren!
Angewandte Linguistinnen und Linguisten bringen Schülerinnen und Schülern Fremdsprachen bei, fördern ihre sprachlichen Kompetenzen und vermitteln Wissen über Sprache. Dazu stellen sie sich die Frage: Welches sprachliche Wissen soll wem wie vermittelt werden? Yuliia Orlova hat uns gezeigt, wie Didaktik und Sprachwissenschaft hier ineinandergreifen.
Besonders intensiv beschäftigen sich Angewandte Linguistinnen und Linguisten mit dem Fremdsprachenerwerb. Logisch – hat man unter Angewandter Linguistik doch sogar lange die Anwendung linguistischer Theorien für den Sprachunterricht verstanden. Alisa Capellaro hat uns ein Projekt vorgestellt, das eine präzise Einschätzung des Fortschritts des Sprachlernprozesses von nicht-muttersprachlichen Schülerinnen und Schülern erlaubt: Deutsch & PC.
Angewandte Linguistinnen und Linguisten diagnostizieren und therapieren!
Sprachwissenschaftliche Expertise erlaubt es, sprachbezogene Störungsbilder genauer zu erfassen und passgenaue Therapieansätze zu entwickeln. Am Beispiel von schlaganfallbedingten Aphasien und Sprachentwicklungsstörungen hat uns Viktorija Blazheska vorgestellt, wie Angewandte Linguistik betroffenen Patientinnen und Patienten helfen kann. Ein Programm, das mittels Sprachtherapie Schlaganfälle und daraus entstehende Hirnschädigungen verhindern kann, gibt es aber leider nicht!
6-8 % der Kinder eines Jahrgangs weisen eine Sprachentwicklungsstörung auf – das heißt, dass sie nur zögerlich mit der Produktion von Wörtern beginnen und ihr Wortschatz sich langsamer entwickelt als bei anderen Gleichaltrigen. Wie gut, dass Angewandte Linguistinnen PLAN entwickelt haben: Eine Materialsammlung zur Sprachtherapie nach dem patholinguistischen Ansatz. Franziska Schulte und Magdalena Belz haben vorgestellt, wie eine solche Therapie abläuft.
Angewandte Linguistinnen und Linguisten klären auf!
Über Sprache wird ständig diskutiert: Man wirft ihr vor, sie sei unangemessen, zu kompliziert, veraltet, diskriminierend usw. Zum Beispiel, wenn es darum geht, wie lange Sätze, Schachtelsätze, Wortungetüme und nicht erklärte Fachbegriffe die Aufnahme von Informationen zur Corona-Pandemie erschweren! Marina von Dungen und Chrysoula Perathoraki haben in ihrem Blogbeitrag gezeigt, wie die Angewandte Linguistik dabei helfen kann, sprachliche oder kommunikative Probleme zu erfassen, wissenschaftlich aufzubereiten und Lösungsansätze in die gesellschaftliche Diskussion einzubringen.
Auch die GAL-Förderpreisträgerin Nathalie Bauer klärt auf: Und zwar darüber, wie zentral Empathie in medizinischen Interaktionen ist. Im Interview mit Franziska Schulte und Magdalena Belz hat sie erklärt, wie gesprächslinguistische Forschungsergebnisse dabei helfen können, die Arzt-Patienten-Kommunikation zu verbessern.
Angewandte Linguistinnen und Linguisten beraten!
Überall entstehen sprach- und kommunikationsbezogene Probleme, sei es im Alltag, in der Wirtschaft oder in der Politik. Ann-Katrin Hüsing hat in ihrem Blogbeitrag gezeigt, wie Angewandte Linguistinnen und Linguisten als Experten für Sprache und Kommunikation hierbei Hilfe und Beratung anbieten können. Ein Anruf bei einer linguistischen Sprachberatungsstelle kann einem beispielsweise erklären, was eigentlich „Spontanvegetation“ ist: Unkraut!
Angewandte Linguistinnen und Linguisten beraten sogar die Bundeskriminalbeamten im BKA: Dort sind sie in den Abteilungen Handschriftenerkennung, Sprechererkennung und Autorenerkennung tätig. Simon Panneke-Reelfs hat uns einen Einblick in die Arbeit forensischer Linguistinnen und Linguisten gegeben.
Angewandte Linguistinnen und Linguisten professionalisieren!
Leonie Kampmann hat uns in ihrem Blogbeitrag erklärt, Ziel von angewandt-linguistischen Professionalisierungsprozessen sei es, Menschen zu befähigen, den beruflichen Anforderungen besser zu begegnen und ihre berufliche Kommunikation angemessener, nachhaltiger und effektiver zu gestalten. Die GAL hilft dabei aktiv mit: Sie hat es sich schließlich zum Ziel gesetzt, „Aktivitäten und Initiativen [zu bündeln], die sich auf die Erforschung und Optimierung von Kommunikationsprozessen im Alltag und in professionellen Anwendungsfeldern richten.“
Ein Professionalisierungsprozess hat beispielsweise im Bereich des Gerichtsdolmetschens in der Schweiz stattgefunden: Dort müssen Dolmetscherinnen und Dolmetscher seit einigen Jahren Mindestqualitätsstandards erfüllen. Dazu zählen nicht nur der Nachweis ausgezeichneter Sprachkenntnisse, sondern auch juristische Fachkenntnisse und das sichere Beherrschen und Anwenden verschiedener Dolmetschtechniken. Laura Wendinger und Rusana Temenderova haben uns davon berichtet, wie Angewandte Linguistinnen und Linguisten die Dolmetschqualität verbessert haben.
Angewandte Linguistinnen und Linguisten dokumentieren!
Sammeln, speichern, Forschungsgrundlagen schaffen – das ist der Tätigkeitsbereich Dokumentieren. Johanna Gindl und Simone Voran haben uns diesen Tätigkeitsbereich vorgestellt und dabei insbesondere darauf hingewiesen, wie essentiell Dokumentationsprozesse für alle angewandt-linguistischen Forschungsprozesse sind. Wer beispielsweise untersuchen will, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die Sprache hat, muss zunächst den Sprachgebrauch vor und während der Pandemie dokumentieren. Das macht aktuell zum Beispiel das Institut für deutsche Sprache (IDS) in Mannheim mit seinem Glossar „Neuer Wortschatz rund um die Coronapandemie“.
Für Deutschlehrer und -lehrerinnen ist das Projekt „KoKo – Bildungssprache im Vergleich: korpusunterstützte Analyse der Sprachkompetenz bei Lernenden im deutschen Sprachraum“ besonders interessant. Angewandte Linguistinnen und Linguisten haben ein Korpus, also eine linguistisch aufbereitete Textsammlung, erstellt. Daria Wojtkowiak und Di Sun haben uns berichtet, dass das Korpus über 1000 Schulaufsätze beinhaltet und so empirisch begründete und detaillierte Aussagen über die Schreibkompetenzen von Schülerinnen und Schülern erlaubt.
Angewandte Linguistik ist vielseitig!
Das macht die Angewandte Linguistik so spannend! Wir finden: Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Welcher Tätigkeitsbereich oder welches Projekt hat Sie am meisten fasziniert? Wir freuen uns darauf, bei der GAL-WÜ 21 mit Ihnen darüber ins Gespräch zu kommen.
Sie können gar nicht genug von der Angewandten Linguistik bekommen? Wir auch nicht! Deshalb haben wir parallel zum Blogprojekt fleißig an unserer Ausstellung gearbeitet. Diese präsentieren wir Ihnen (virtuell) ab dem 15. September. Wir freuen uns, wenn Sie dann wieder vorbeischauen!
Bis dann!
Ihr #galwue21-Blogteam